Kos Altstadthafen ist ein Logbucheintrag des „Törn im Dodekanes zwischen Samos und Rhodos„. Mehr Informationen zu dem Törn gibt es dort.
Ruhe, nur das Geschrei der Möwen, da will keiner aus den Federn kriechen. Wie immer bin ich der Erste und genieße ein erfrischendes Bad in der von steilen Berghängen gesäumten einsamen Bucht von Palaio. Außer uns hatte nur noch ein Katamaran, mit zwei schwedischen Familien, den Weg in die Bucht gefunden. Zurück an Bord gibt es immer noch kein Lebenszeichen vom Rest der Mannschaft. Da hilft nur eins, Kaffeeduft produzieren. Der wichtigere Teil ist jedoch nicht der Duft selbst, sondern der damit verbundene Lärm. Bei einigen wirkt es, für Eberhard muss die härtere Variante her. Bouzouki Musik treibt auch ihn aus der Koje. Der Sklaventreiber (ich) hat es mal wieder geschafft und alle sitzen gemeinsam beim Frühstück.
Heute wollen wir die Touri-Hochburg Kos anlaufen. Davor gilt es aber unsere Vorräte aufzufrischen. Die Bucht Ormos Vathy etwa 8 sm südlich auf Kalymnos gelegen bietet sich dafür an. Dieser Fjord ist bei Seglern sehr beliebt. Vorteilhaft ist, dass wir in einigen kleinen Lebensmittelgeschäften in unmittelbarer Nähe des Anlegers unsere Versorgungslücken schnell decken können. Während Eberhard Bootswache hielt und anschließend die Vorräte verstaute, konnten wir das Flair der Bucht noch bei griechischem Mokka von der Terrasse der Taverne aus auskosten.
Bei 4 bis 5 Bft Wind aus NW geht es flott weiter auf Raumen Kurs Richtung Pserimos. Diese kleine Insel nördlich von Kos lebt von den Tagesausflüglern von Kos, welche aber am Nachmittag alle wieder in ihre Bettenburgen verschwinden. In der weiten Bucht Vathy an der Südostseite tummeln sich entsprechend viele Boote. Vorbei an zwei Fischfarmen im Eingang der Bucht finden wir noch genügend Platz für einen ruhigen Badestopp.
Um den knurrenden Magen zu beruhigen, packt Achim sein Überraschungspaket aus. Deftige Schwarzwurst und herzhafter Bergkäse aus der Heimat zusammen mit Zwiebelringen, Gurken und Balsamico Essig. So ein Vesper wird sicherlich nicht oft als Seemannskost kredenzt. Als Getränk dazu griechischer Wein, dies war zwar nicht stilecht aber passabel. Da Glas an Bord immer wieder zu Scherben führt, musste der „5 Liter Weinschlauch“ zuerst ein handliches Gebinde umgefüllt werden. Dass es auch einfacher und schneller geht, bewiesen uns die durstigen Seelen, sie machten sich direkt über das Fass her.
So gestärkt ging es dann Richtung Kos. Unser Ziel war der Altstadthafen von Kos, dieser ist gesäumt von der alten Festungsanlage.
Die Ankerplätze sind dort zwar knapp, dafür liegt man aber direkt im Herzen der Stadt; soweit die Planung! Bereits in der Hafeneinfahrt wurde klar, es herrscht Hochbetrieb. Der Schock war aber eine Werbeveranstaltung am Kai. Disco Sound mit der Lautstärke starten der Düsenjäger erfüllte das gesamte Hafenrund. Ohne viele Worte war klar, hier ist nicht unser Platz. Noch schnell eine Besichtigungsrunde durch den Hafen und nichts wie weg.
Die Alternative eine der besten Marinas in der Ägäis ist nur eine knappe Seemeile entfernt. Aber auch hier werden wir überrascht, auf unsere Funkanfrage erhalten wir die Antwort –wir sind komplett ausgebucht. Nun war Not am Mann, es galt einen Ankerplatz zu finden.
Zwischen Altstadthafen und der Marina ragt noch ein Anleger in die Bucht, dort hatten wir während der Vorbeifahrt einige Jachten gesehen und tatsächlich dort gibt es noch freie Anlegemöglichkeiten. Da die Wassertiefe vom Anleger weg schnell abnimmt, gab ich die Anweisung, möglichst viel Kette. Schon früh kam von mir deshalb das Kommando Kette ab. Sauber steuerten wir nun der Lücke entgegen. Nun aber die Überraschung, gerade mal den Bug der großen Nachbarjacht erreicht, da kommt die Meldung Kette zu Ende. 70 m konnten einfach nicht auf 100 m gestreckt werden. Also alles auf ein Neues, Kette einholen, Ansteuern, Kette ab, es reicht bis 3 m vor den Steg. Die Schadenfreude der gesamten Mannschaft und großes Hafenkino am Steg war mir sicher; der brauchte eine neue Brille. Im dritten Versuch dann endlich geschafft, es wurde auch Zeit, inzwischen war es der letzte freie Platz. Zahlreiche andere Yachten suchten noch eine sichere Ankerstelle für die Nacht.
Ein Bummel durch die Altstadt von Kos und seine Gassen ist sicherlich ein tolles Erlebnis, für uns die wir die Ruhe und Natur schätzen und suchen jedoch ein Schock. Kein Schritt ohne, dass uns ein Schlepper in seinen Laden oder Taverne locken will. Da ich in meinem früheren Leben genau dieses Flair mochte bleibt wohl nur die Erkenntnis, alles zu seiner Zeit oder besser zu seinem Alter. Gut, dass wir von früheren Besuchen eine kleine Taverne in einer abseits gelegenen Gasse kannten. Dort ist Griechenland noch zu Hause. Resümee aller, solche Orte sollten wir in Zukunft meiden.
Weitere Berichte rund um diesen Törn gibts es unter dem Stichwort Törn 2011