Einen Törn in die Nördliche Kykladen beschreibe ich in diesem Bericht -ein etwas abseits der klassischen Routen gelegenes Segelrevier war unser Ziel. Nur im Frühsommer, vor der Starkwindzeit des Meltemi ist dieses Revier problemlos zu besegeln, im Hochsommer jedoch ein nicht ungefährliches Revier. Inseln wie Kythnos, Mykonos, Syros, Tinos und Andros wollen wir anlaufen.Wir, ein Team von vier Hobbyseglern, mit zwei Frischlingen an Bord sind Ägäis-Fans und haben diese Route geplant um neue Inseln kennen zu lernen, alte Erinnerungen aufzufrischen, verbunden mit der Hoffnung auf einen guten Wind.
Inhaltsverzeichnis
Anreise nach Lavrion
Die Anreise nach Lavrion, dem Hafen unser Charterbasis, ist per Direktflug Stuttgart Athen möglich. Ein Frühflug zwingt uns zwar zu unchristlicher Zeit aus den Federn, der Lohn ist aber ein gewonnener Tag. Bereits um 10:00 Uhr stehen wir vor dem neuen Flughafen Athen in der Warteschlange der Taxis. Bei 4 Personen mit Gepäck wollen wir möglichst einen Kombi oder Van! Na da sind griechische Taxifahrer anderer Meinung, es bereit doch keine Probleme mit offenem Kofferraum den Stauplatz zu vergrößern. Seil und Geschick ist vorhanden, alles ist schnell verstaut und schon geht’s los Richtung Lavrion. Aber Achtung, was ist den mit dem Taxameter? Den brauchen wir nicht! Na, da müssen wir erst mal klar machen, dass wir nur nach Taxameter bezahlen. 30 Min. später in Lavrion angekommen, wird klar, unser Fahrer hatte sich eine Aufbesserung der Gebühren versprochen. Trotz 28 Euro Taxameterstand hatte er keine Probleme 50 Euro zu verlangen! 35 waren wir letztendlich bereit zu zahlen, unklar bleibt nur was er wohl ohne eingeschaltetem Taxameter verlangt hätte.
Marina Lavrion
In Lavrion hat sich einiges getan. Vor 2001 noch ein Industriehafen, entwickelt sich Lavrion langsam zu einem Zentrum des Chartergeschäftes. Die Lage des neuen Flughafens, zwischen Athen und Lavrion gelegen, begünstigt diese Entwicklung. Wer die Kykladen als Ziel hat, schätzt zusätzlich die Nähe zur „ersten“ Kykladeninsel Kea. Unsere Charterbasis Nomicos Yachting, scheint noch im Aufbau. Das Handy übernimmt alle Büroaufgaben! Nach kurzer Suche finden wir den Base Manager und unser Boot. So früh waren wir wohl nicht eingeplant. Die SYBO, eine Bavaria 39 Cruiser, liegt an der Mole, jedoch mit dem Schmutz einer längeren Liegezeit im Industrieumfeld bedeckt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Gepäck am Steg zu deponieren und die Wartezeit mit der „Beaufsichtigung“ der Putzdame und unseres Gepäcks zu verkürzen. Die spätere Übernahme war dafür bis auf den fehlen GPS Kartenplotter ohne Probleme und die Yacht in einwandfreiem Zustand.
Auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir in Hafennähe ein Geschäft mit umfangreichem Angebot. In versteckten Winkeln des Tante Emma Ladens, finden wir alles was eine Crew so braucht und können unsere Einkaufsliste schnell abarbeiten. Service wird hier gelebt, alles wird per Minibus zum Boot geliefert. Bei einem Einkauf von über 230 Euro, gibt es zusätzlich als Naturalrabatt gekühltes Bier -es verkürzt uns die Wartezeit und wird umgehend vernichtet. Leider ist das Wetter überhaupt nicht griechisch, knappe 20 ºC, stark bewölkt, mit der Aussicht auf gleich bleibend, dass verheißt nichts gutes für die nächsten Tage. Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Schauer können wir das Boot übernehmen und uns häuslich einrichten. Der Regen und eine Dunstglocke über dem Wasser trübt die Stimmung und veranlasst uns das geplante Auslaufen nach Kea abzublasen. 18 sm bei Regen wollen wir uns nicht zumuten. Die gewonnene Zeit schafft uns Freiraum für eine gründlichere Einweisung in Bootstechnik und Sicherheitsregeln. Speziell für unsere zwei Neulinge eine hilfreiche Unterstützung um mit dem Boot vertraut zu werden. Zum Abend steigert sich die Schauertätigkeit zu einem mittleren Wolkenbruch, was unsere Suche nach der passenden Taverne auf die nächste Hafenumgebung beschränkte. Eine Taverne 50m von der Hafenfront entfernt, ist nach unserem Geschmack. Frischer Fisch in allen Variationen bei guter Qualität, aber auch hohem Preis wurde offeriert. Die anfänglich gemütliche Atmosphäre war uns leider nicht lange vergönnt. Eine Flottillengruppe von 30 Italienern enterte die Taverne und feiert ihren Törnabschluss. Uns blieb nur die Flucht in eine nahe gelegene Bar. Als Belohnung wurden unsere Augen dort von einem Minirock, welcher unter die Gattung Gürtel fällt bedient. Es gibt doch noch eine ausgleichende Gerechtigkeit! Wie sich später herausstellte, war der Lärm in der Taverne erst der Anfang! Außenlautsprecher, ein beliebtes Relikt griechischer Bars, beschalten den Hafen bis zum nächsten Morgen. Wohl dem der Ohrenstopfen im Handgepäck mitführte, nur so war an Schlaf zu denken.
Törn Nördliche Kykladen -von Lavrion nach Kea Ormos Kavia
Nur ein gutes Frühstück kann den Tag retten, ein verhangener Himmel begrüßt uns am Morgen, ein nicht gerade einladender Ausblick. Erfreulich, gutes Brot und Sesamstangen gab es beim Bäcker an der Ecke. Da Eberhard uns auch noch mit Spiegeleiern beglücken will zieht schnell ein Duft von Kaffee und frischem Brot durch den Salon. Aber oh Schreck, was riecht hier so? Da hat der Koch es geschafft, die Eier anzubrennen. Klar, für diese Aufgabe ist unser Feuerwehrmann nicht geeignet, er steht mehr aufs Löschen.
Vor dem ersten Ablegen ermuntern uns einige Sonnenstrahlen noch zu einem Spaziergang rund um den Hafen. Der angrenzende Fischmarkt, Zentrum des morgendlichen Treibens zieht uns in seinen Bann. All die dargebotenen Kreaturen, lieblich und scheußlich werden uns nun heimlich begleiten. Da fragt sich natürlich manche Landratte ob schwimmen wirklich ungefährlich ist. Hai, Krake, Schwertfisch und andere Meerungeheuer lauer im Wasser. Schon jetzt bekommt Reinhard, es mit der Angst zu tun und macht sich Sorgen um seinen „Zipfel“. Endlich um 10:00 Uhr ist es soweit, Motor an, Leinen los und wir stechen in See. Bevor wir den Hafen verlassen gilt es aber sich mit der Yacht unter Motor vertraut zu machen. Aufstoppen, Wenden, Anlegen und Rückwärtsfahrt wird geübt. Wir sind schließlich Hobbysegler und keine Profis. Nach einem Jahr Pause und einer für uns neuen Yacht müssen die Manöver aufgefrischt werden. Das Fahrverhalten des Schiffes gilt es zu erkunden. Eberhard und ich üben so ca. eine Stunde, bevor Kurs auf das nächste Ziel Kythnos genommen wird. Gute 30 sm liegen vor uns. Erfreulicherweise frisch der Wind etwas auf und erlaubt uns die Segelmanöver mit der Crew zu üben. Für Reinhard und Jürgen unsere Frischlinge fahren wir einige Wenden um die Abläufe zu üben. Beide sind froh als wir endlich unter schwachen 3 Bft auf ruhigem Kurs Richtung Kythnos laufen. O-Ton: Das ist ja richtig Arbeit! Oh je, da haben wir wohl zwei Bleistiftspitzer an Bord? Mit dem ruhigen Schaukelkurs hat Reinhard seine Probleme, leichte Übelkeit macht sich bemerkbar. Nur gut, dass wir einige Mittelchen gegen Seekrankheit im Gepäck haben. Eine Tablette und etwas trockenes Brot schaffen schnell Linderung.
Ormos Kavia, kleine Bucht an der SW Küste von Kea
Ormos Kavia , eine kleine Bucht an der SW Küste von Kea, steuern wir gegen 14:00 Uhr an. Hier können wir in aller Ruhe Ankermanöver üben und eine Badepause einlegen. Einsame Häuser, Windmühlen und eine Motorjacht bilden die Infrastruktur. Wir haben es geschafft, die Ruhe der Kykladen wirkt auf uns. Nach der hämmernden Musik im Hafen von Lavrion endlich Stille. Die frischen Vorräte aus Salat, Gurken, Tomaten und Käse sind Grundlage eines herzhaften griechischen Salates. Zusammen mit dem restlichen Brot und einem Gläschen Rosewein läst es sich unter griechischer Sonne bestens leben.
Törn Nördliche Kykladen -von Kea -Ormos Kavia nach Kythnos Ormos Loutron-
Gestärkt von Salat, Wein und Sonne, gilt es die letzten Seemeilen nach Kythnos in Angriff zu nehmen. Leider ist der Wind inzwischen eingeschlafen – der Motor muss es richten und bringt uns innerhalb von 3 Stunden zum Ziel.
Insel Kythnos
Kythnos ist eine weitgehend kahle, mäßig hohe Insel (295 m), die auf ihrer Fläche von 99 qkm nur spärlichen Anbau von Gerste und Hülsenfrüchten ermöglicht. Auf dieser kleinen Kykladeninsel, hat man erst kürzlich die ältesten Spuren menschlichen Lebens auf den Kykladen gefunden. Der Charakter der Insel ist vorwiegend bergig, aber hin und wieder gibt es auch grüne Tupfer – Weinberge, mächtige Feigenbäume – und an der zerklüfteten Küste finden sich immer wieder verschwiegene Badebuchten.
Kythnos Ormos Loutra
Bekannt ist Kythnos vor allem für seine Heilquellen bei Loutra, deren warmes, radioaktives Wasser therapeutische Wirkung hat. Berühmt wurde es durch das Thermalbad mit seinen zwei Heilquellen; das einzige Thermalbad der Kykladen. Loutron, teilweise auch Loutra geschrieben, kannten wir bereits von früheren Törns als verschwiegenes Plätzchen abseits der Touristenströme. Umso überraschter waren wir, als der Hafen voll belegt war. Unerfreulich ist in solchen Situationen, wenn Skipper die Erlaubnis zum längsseits gehen verwehren. Im Päckchen am Ostkai finden wir aber neben einer freundlichen deutschen Chartercrew Platz. Nachdem der Leinensalat geordnete Verhältnisse angenommen hat, konnten wir beim ersten Ankerwasser -Ouzo mit Wasser- auf einen herrlichen Segeltag anstoßen. Unseren Neulingen gilt es nun noch die Regeln guter Seemannschaft, speziell im Verhalten beim Queren des benachbarten Bootes, zu erläutern. Zusätzlich benötigte Jürgen eine Sonderbehandlung! Das aufkommende Unwohlsein, erste Anzeichen einer Seekrankheit gilt es zu bekämpfen. Ein erfrischendes Bad im Hafenbecken und zusätzlich ein Spezialkaugummi wird vom Skipper verordnet. Es hat gewirkt – zum Abend ist er wieder fit, wie sonst ist der Appetit auf Essen und Wein zu erklären?
Der romantische kleine Hafen animiert Reinhard und mich zu einer Erkundung der näheren Umgebung. Unser erster Besuch gilt dem etwas im Hintergrund gelegenen Kurhotel. Ein kleiner dampfender Bach, braun eingerahmt von den Mineralien des Wassers, mäandert vom Hotel Richtung Strand.
Kurz, bevor das Wasser vom Meer geschluckt wird, hat sich im Fels eine natürliche Badewanne gebildet. Eine andere Crew hat sichtlich Spaß in der Gemeinschaftswanne, macht aber nicht den Eindruck, als ob sie uns in Kürze Platz machen würden.
Von der Anhöhe auf der südlichen Seite der kleinen Bucht, bietet sich uns ein herrlicher Blick auf den Hafen und das Ensemble aus Würfelhäuser an der Strandseite. Ein herrliches Fotomotiv in den goldenen Farben der untergehenden Sonne heben wir gerade geschossen, da werden wir lautstark aus einer Taverne zum Eintritt aufgefordert. Drei Norweger haben die Taverne geentert. Sie konnten die Wirtin überzeugen speziell für sie zu öffnen. Mit unserer Verstärkung spülen wir den Seewassergeschmack des Tages mit reichlich Bier herunter. Die Norweger waren in ausgelassener Stimmung, den Chartertörn hatten sie als Sieger einer Segelregatta gewonnen. Ja da müssen wir wohl noch einiges üben!
Mit knurrendem Magen, zurück an Bord, geht es direkt zu der von uns erkundeten Taverne. Ein Tisch am Strand, direkt an der Wasserkante gelegen, fand unseren Zuspruch. Yachting Club, Restaurant Sofrano enttäuschte uns nicht. Speziell der Kapernsalat ist ein echtes Geschmackserlebnis. Im gedämpften Licht von Fackel und Spirituslaterne genossen wir griechische Spezialitäten. Reinhard muss zwar öfters den Blick von den Meeresfrüchten abwenden – aber auch für ihn finden wir die passenden Leckereien. Der Wein und auch unser erster Segeltag neigt sich dem Ende. Eine wohltuende Ruhe nur unterbrochen vom plätschern der auflaufenden Wellen begrüßt uns an Bord. Nach der letzten unruhigen Nacht mit hämmernder Musik ein echtes Kontrastprogramm.
Törn Nördliche Kykladen -von Kythnos Ormos Loutra nach Syros Finikas
Geweckt von den ersten wärmenden Sonnenstrahlen bietet das Hafenrund einen malerischen Eindruck. Der Weg zum Bäcker wird deshalb gerne von unseren Hobbyfotografen übernommen; die Lichtverhältnisse gilt es auszunutzen, stimmungsvolle Bilder mit typischen Kykladenmotiven warten nur darauf abgelichtet zu werden. Die Fotoausbeute ist zwar hervorragend, nur das wichtigste, frisches Brot zum Frühstück bleibt uns verwehrt. Der Bäcker aus Ermoupolis kommt erst um 9:00 Uhr.
Da wir unseren Backbordliegern zugesagt hatten, spätestens um 8:00 Uhr abzulegen, können wir nicht auf den Bäcker warten und müssen unsere alten Brotvorräte aufbacken. Bei spiegelglattem Meer heißt es Leinen los. Gut 22 sm gilt es bis zu unserem Tagesziel Syros zurückzulegen. Leider ist der Wind an dem Tag nicht des Seglers Freund. Anfänglich nur unter Motor, können wir später bei schwachen 3 Bft einen traumhaften Sonnentag genießen. Knotenschule, Leinenwurf, Segel setzten und Mann über Board wird geübt. Natürlich kommt bei solchem Segelwetter auch der Schabernack nicht zu kurz. Jürgen hatte es diesmal erwischt. Im alten Testament wird Wasser in Wein verwandelt, wir haben den umgekehrten Weg zumindest teilweise geschafft! Wie ist sonst zu erklären, dass Jürgens‘ Rose eine deutlich hellere Farbe und Salzgeschmack bekam? Erstaunlich war nur die Verzögerungszeit unseres Versuchskandidaten, ob da die Geschmacksnerven noch funktionieren?
Syros Finikas
Nach rund 5 Stunden liegt die Bucht Finikas, unser Zielhafen vor uns. Den Hafen Syros mit seinem Trubel und der unter Seglern kursierenden Info „Geruchsbelästigung“ wollten wir meiden und haben uns deshalb für diesen kleineren Hafen entschieden. Syros im Herzen der Kykladen gelegen ist, eine der am dichtesten besiedelten Inseln dieses Archipels. Die Küstenlinie ist gegliedert in kleinere und größere Buchten. Ermoupolis ist Hauptstadt und Hafen von Syros und auch unumstrittene Hauptstadt aller Kykladeninseln. Finikas im SW Teil der Insel gelegen, bietet alles was Yachtis benötigen -in einer gediegenen Atmosphäre. Die 6 km zur Hauptstadt Ermoupolis können bei Bedarf mit dem Taxi in 15 Minuten bewältigt werden. Die Liegeplätze im inneren Hafenbereich werden bis auf einzelne Lücken von Dauerliegern und Fischerbooten eingenommen. Wir finden am äußeren Kai noch ausreichend Platz und machen römisch-katholisch fest. Der Hafen wurde in den letzten Jahren erweitert, der Komfort verbessert und dient nun auch einer Chartergesellschaft als Basis.
Nach der Siesta konnten wir auch einen freundlicher Hafenmeister auftreiben welcher uns gegen eine Leihgebühr den passenden Adapter zur Landversorgung mit Strom zur Verfügung stellte. Für 4,70 Euro Liegegebühr inkl. Strom ein Plätzchen wo man sich wohl fühlt. Einzig unser Brotbedarf stellte wieder ein Problem dar, diesmal waren wir zu spät, also mussten wir mit den Resten der Bäckerei vorlieb nehmen. Da werden wir wohl noch an unserer griechischen Uhr arbeiten müssen!
Bereits bei der Einfahrt in den Hafen hatten wir im nördlichen Teil der Bucht einen schönen Sandstrand entdeckt. Bewappnet mit Handtüchern und Badeschlappen führte uns der Weg an der Uferpromenade entlang zu dieser öffentlichen Badeanstalt. Der Turm des Bademeisters war zwar verweist, die Treppe verrostet, dafür der Sandstrand aber schön gelegen. Gesäumt, von Schatten spendenden Tamarisken, der richtige Platz uns zu erfrischen.
Auf unsere Weg zum Strand hatten wir zwar einige wenige Tavernen gefunden, überzeugen konnte uns jedoch keine. Damit war unsere Entscheidung, den Abend in der nahen Hauptstadt Ermoupolis zu verbringen, gefallen. Es galt nur noch ein Taxi zu finden -unterstütz durch Hafenmeister war diese Aufgabe rasch gelöst und ein Taxi organisiert.
Ermoupolis
Ermoupolis ist die fotogen an zwei Hügeln gelegene Hauptstadt der Kykladen. Im Halbrund angelegt, mit klassizistischen Gebäuden, alten Patrizierhäusern, aber auch schneeweißen Kykladenhäuschen, die sich von den umliegenden Hügeln bis hinunter zum Hafen ziehen. Der Hafen von Syros ist Knotenpunkt des Archipels, hat aber seine Bedeutung als Hauptumschlagplatz des Handels im östlichen Mittelmeer, die ihm vor dem Bau des Kanals von Korinth zukam, verloren. Entlang der Uferfront liegen zahlreiche kleine Geschäfte, Pensionen, Restaurants und Cafés. Im Hafenviertel spielt sich auch das Geschäftsleben der Stadt ab. Dahinter zieht sich das Häusermeer an zwei Hügeln hinauf, die jeweils von einer Kirche überragt werden. Links auf der spitzeren Anhöhe ist es die römischkatholische Kirche St. Georg von Ano Syros, rechts auf der flachen Kuppe, die griechischorthodoxe Anastasis- Kirche von Ermoupolis.
Im fotogenen Licht der Nachmittagssonne starten wir nach einem kurzen Rundgang der Hafenanlage hinauf zum Hügel mit der griechischorthodoxen Anastasi Kirche auf der Anhöhe. In den engen Gassen mit verwinkelten Treppenwegen findet der Autoverkehr keinen Platz. Der Wohlstand ist deutlich zu spüren, überall wird gewerkelt und gebaut. Alte Gebäude erstrahlen in neuem Glanz. Der Blick von der Anhöhe in die weiträumige Hafenbucht mit den davor liegenden malerischen Häusern entschädigt selbst unsere Asthmatiker für den „mühevollen“ Aufstieg. Der Weg zurück, mit der Aussicht auf ein lauschiges Plätzchen an der Hafenpromenade ging deutlich beschwingter. Ein behaglicher Platz, mit Blick auf den Hafen und einem alten Segler im Vordergrund, ist die richtige Kulisse für unseren Aperitif.
Auf der Suche nach einer Taverne in ruhiger Umgebung bummeln wir durch die Altstadtgassen.
Die wie sich später herausstellt richtige Wahl ist eine Taverne, welche sich durch regen Zuspruch Einheimischer auszeichnet. Im gedämpften Licht der Taverne unter einem Blütenmeer von uralten Bougainvillien genießen wir das reichhaltige Angebot. Nur 100m von der Uferpromenade entfernt wird uns große griechische Küche zusammen mit Rosewein geboten.
Nach wie vor ist es für uns gewöhnungsbedürftig den Hauswein in Kilogramm zu bestellen. Eventuell lag es daran, dass der Abend etwas feucht fröhlicher wurde! Echte Partystimmung kam auf, als plötzlich unsere Norweger in voller Besatzung um die Ecke bogen. In Kythnos hatten wir uns kennen gelernt und beim Abschied festgestellt -unsere Weg führen in verschiedene Richtungen. Umso größer war unsere Überraschung -sie hatten kurzfristig ihren Törn den Wetterverhältnissen angepasst. In Deutsch, Englisch, mit Händen und Füssen wurde angeregt über alles unwichtige der Welt diskutiert. Nur gut, dass wir uns nicht jeden Abend treffen, unsere Leber wird es uns danken.
Törn Nördliche Kykladen -von Syros Finikas nach Mykonos
Mehr als 30 sm liegen vor uns, da heißt es früh aufstehen. Für unsere Nachteulen kein leichtes unterfangen -hart ist das Bootsleben! Um den Körper auf Touren zu bringen überrascht uns Jürgen mit Spiegeleier spezial und Reinhard steuert frisches Brot mit eingebackenem Käse und Schinken vom Bäcker bei. Zusammen mit extra starkem Kaffee können alle Lebensgeister regeneriert werden.
Der morgendliche Bootscheck zeigt, unser Süßwasserverbrauch ist erheblich. Ohne Marinaservice, bei täglicher Körperpflege geht einiges an Wasser über Bord. Unsere Bavaria 39 hat zwei Wassertanks mit je 250 Liter, dies reicht unter den gegebenen Rahmenbedingungen für 3-4 Tage. Bereits am Vortag hatten wir auf den zweiten Tank umgeschaltet, also gilt die für griechische Inseln wichtige Regel, Wasser fassen, wo es möglich ist. 300 Liter zum Preis von 3,00 € tanken wir auf. Die Versorgung an diesem kleinen Hafen klappte wirklich vorzüglich. Unsere „Sklaven“ nutzten das Frischwasser gleich noch für eine kurze Deckswäsche und schon erstrahle das Boot in frischem Glanz.
Nun noch eine kleine Reparatur, das Tau der Gangway hatte sich über Nacht durchgescheuert, die Holzbohle lag im Wasser. Diese Primitivversion einer Gangway ist zwar brauchbar und auf Charterbooten üblich, die Art der Befestigung war jedoch schlecht gelöst. Ein Tau durch ein Loch in der Bohle, das scheuert bei schwankendem Boot sicher durch. Wir werden die Bohle wohl in Zukunft Nachts einholen, sicherlich auch unter dem Aspekt von nächtlichen ungebetenen Besuchern die bessere Lösung.
Bei unsicheren Wetterverhältnissen wollten wir um 9:00 Uhr ablegen, aber was ist los? Festmacher lösen, langsame Fahrt voraus, Anker auf, ENDE.
Schnell wurde klar, der Anker hängt fest und die Sicherung ist wegen Überlastung raus gesprungen. Der Sicherungsautomat war kein Problem, ein Blick zum Grund jedoch besorgniserregend. Als Taucher bin ich für solche Aktionen zuständig, d.h. Maske und Schnorchel auf und ab zum unfreiwilligen Bad. Das Dilemma ist eine Mooringkette welche quer vor dem Kai verlegt ist. Wie ich später vom Hafenmeister erfahre, waren nach der Hafenerweiterung Mooringbojen ausgelegt. Leider wurden die Leinen immer wieder von den Yachtis geschrotet und die laufende Reparatur per Taucher zu teuer. Was macht man dann in südlichen Gefilden? Klar Leinen weg und die Kette bleibt als Ärgernis für die Yachten. Zu allem Unglück war in dem von uns verwendeten Hafenhandbuch von Radspieler der neue Hafen noch gar nicht eingezeichnet. In unserer zweiten Unterlage, ein Auszug aus dem Hafenhandbuch des Nautik Verlages weißt man zwar auf Mooring hin, wir hatten jedoch „nicht vorhanden“ mit nicht gebaut interpretiert.
Jetzt war guter Rat teuer. Ca. 15 Meter vom Kai entfernt auf 8 Meter tiefe lag unser Anker unter der Kette. Meine Tauchversuche brachten mich zwar bis zum Anker, ein lösen war jedoch nicht möglich. Der Hafenmeister als guter Geist der Anlage hatte uns schon im Blick, als ich zu ihm hin schwamm hatte er gleich gute Ratschläge! Ein Taucher koste 150€, na da werden wir wohl noch einiges probieren. Hilfsleine runter bringen, per Kreisfahrt Anker lösen usw.
Aber nein, da taucht der gute Geist des Hafens auf, ein taubstummer Freund des Hafenmeisters. Für ein kleines Entgelt ist er bereit seine Tauchkünste zur Verfügung zu stellen. Der vergleichende Blick zwischen unseren Körpern lässt mich neidvoll erkennen, hier steckt mehr Substanz in durchtrainierter Muskelmasse zur Verfügung. Mit meiner Maske taucht er weg und als wir schon eine Wasserleiche erwarten, kommt er prustend aus dem Wasser geschossen. 20€ Aktionsbeitrag, bei freiem Eintritt für alle anderen Skipper und unser Problem war gelöst. Ich denke da hat sich für unsere griechischen Freunde eine gute Einnahmequelle aufgetan. Also, Achtung oder Euroscheine bereithalten.
Mykonos
Eine strahlende Sonne hätte uns sicher aufgeheitert, statt dessen setzte Dauerregen ein, mit griechischem Wetter hatte dies nun wahrlich nichts zu tun. Nur unter Motor geht es durch die Meerenge zwischen den Inseln Rineia und Delos weiter nach Mykonos. Auf den eingeplanten Zwischenstopp auf Delos verzichten wir, bei Regen und zusätzlichem leichten Nebel wollten wir nur so schnell wie möglich den Zielhafen anlaufen.
Kurz vor der Einfahrt in den alten Stadthafen von Mykonos hat Zeus mit uns erbarmen, der Regen hört auf und einzelne Sonnenstrahlen geben den Blick frei auf die Touristenhochburg. Zwei Kreuzfahrtschiffe und mehrere große Yachten ankern vor dem Hafen und haben ihre Massen in die Altstadt geschippert.
Der Altstadthafen ist nur noch für Ausflugsboote und für die Zubringer der Kreuzfahrtschiffe frei. Yachten müssen in der „neuen“ Marina im Norden festmachen. Als Yachti wollen wir aber den Blick von der Meerseite genießen und machen eine Hafenrundfahrt. Klar der Hafenmeister kommt gleich mit dem Motorboot vorbei und weißt uns auf das Liegeverbot hin.
Die Hafenpromenade der typischen Kykladenhäuser ist zwar beeindruckend, erschreckend ist jedoch der Lindwurm an Touristen welcher sich durch die engen Gassen zwängt. Bei zwei Kreuzfahrtschiffen kein Wunder. 4 bis 5.000 Touris, da brummt das Geschäft. Yachten sind da störendes Beiwerk. Für uns gilt es, weiter zur neuen Marina.
Die Marina New Port Tourios, seit mehreren Jahren mit dem Prädikat Neu bzw. im Bau versehen ist kein Platz, zum Wohl fühlen. Unsere Wertung: Eine Katastrophe, zwischen Bauschutt und Abraum kann geankert werden. Vom Komfort einer Marina hat man hier noch nichts gehört. Zusätzlich wird der überwiegende Teil der Marina von Fischerbooten und Dauerliegern beansprucht. Den Kopf der Mole belegt eine Fähre, die Außenmole ein Kreuzfahrtschiff. Der verbleibende Platz reicht für ca. 10 Boote! Es passt alles bestens ins Bild -Yachten nicht willkommen. Unsere Entscheidung ist schnell gefällt: Mykonos Ade, da wollen wir lieber die nächste Insel ansteuern.
Bis Tinos unserem nächsten Etappenziel, sind es nur gut 90 Minuten, wie sich später herausstellte, eine richtige Entscheidung. Alles zu Tinos und unsere Inselrundfahrt auf Tinos habe ich auf der Seite von Tinos beschrieben. >>Inselrundfahrt Tinos
Übersicht Törn Nördliche Kykladen zwischen Lavrion und Mykonos vom 19.5 bis 25.5.07
Tag | Von / Nach | GEO | Strecke |
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1 | Anreise -Lavrion | 37º42,8’N 024º03,4’E | |
2 | Kythnos -Ormos Loutra | 37º26,5’N 024º25,6’E | 32,4 sm |
3 | Syros -Finikas | 37º23,5’N 024º52,8’E | 22,3 sm |
4 | Tinos -Hafen | 37º32,3’N 025º09,7’E | 41,7 sm |
5 | Inselrundfahrt Tinos | ||
6 | Andros -Batsi | 37º51,4’N 024º47,1’E | 30,7 sm |
7 | Lavrion | 37º42,8’N 024º03,4’E | 36,5 sm |
8 | Abreise | Gesamtstrecke über Grund | 163,3 sm |
Skipper: Eberhard Crew: Klaus, Jürgen, Reinhard | Yacht: Sybo, Bavaria 39 Cruiser Charter: Nomicos Yachts (Maestro-yachting) |