Eine Levada Wanderung gehört zum Pflichtprogramm jedes Madeira Urlaubers. Unser Ziel ist dazu das Wandergebiet Rabaçal, ein vom Wasser umrauschter Urwald, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Wohl das bekannteste Wandergebiet Madeiras.
Morgens zum Frühstück schien zwar die Sonne aber ein Blick in die Berge zeigte dass die Wolken die Spitzen einhüllten. Um es vorwegzunehmen, wir sahen die Sonne an diesem Tag zweimal, bei der Abfahrt in Calheta und bei der Rückkehr in Calheta. Der Rest des Tages war geprägt durch wolkenverhangenen Himmel und Nebel.
Inhaltsverzeichnis
Levadas -Bewässerungssystem auf Madeira
Levadas sind die Arterien Madeiras. Das Klima Madeiras ist wie geschaffen für Pflanzen. Im Winter wenig unter, im Sommer etwas über 20°C und recht viel Regen. Hier gedeiht alles was Blätter hat und Wasser braucht.
Madeira hat hohe Berge (bis über 1.800m), tief eingeschnittene Täler, einen feuchten Nord-Westen und einen trockenen Süden. Diese ungleiche Wasserverteilung führte zum Bau künstlicher, weit verzweigter Wasserkanäle, den sogenannten Levadas. Sie leiten das Wasser von der feuchten Seite der Insel in den trockeneren Süden und wurden teilweise schon vor 600 Jahren angelegt. Sie sind die Arterien mit mehr als 2000 Kilometern Länge. Die Wasserkanäle laufen durch die einsamsten Täler, entlang von Straßen aber auch mitten durch die Stadt.
Die Levadas machen Madeira heute zu einem Wanderparadies. Entlang der Levadas können selbst ungeübte Wanderer ohne große Höhenunterschiede entlegenere Stellen der Insel erkunden. Die Orientierung ist einfach, immer an den Levadas entlang.
Vergleichbares findet man auch im Vinschgau (Tirol), dort heißen die Bewässerungskanäle Waale.
Gut ausgeschilderte Levada Wanderungen gibt es reichlich. Die Kulisse ist grandios, grüner Lorbeerwald, schroffe Berggipfel. Streckenweise geht man nur auf den gut 40 Zentimeter breiten Mäuerchen – das heißt mit achtsamem Blick nach vorn und unten und hintereinander.
Es gibt aber auch fast hochalpine Touren, die Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangen. Für jeden Anspruch gibt es das Passende.
Risco-Wasserfall und 25 Fontes
Zwei der Top Levada Wanderungen wollten wir im Wandergebiet Rabaçal in Angriff nehmen. Bereits die Anfahrt zum Ausgangspunkt aller Aktivitäten rund um Aqua Carl dem Parkplatz auf 1278 m Höhe führte uns von Calheta mit ansteigender Höhe in eine geschlossene Wolkendecke. Am Parkplatz angekommen zeigte das Thermometer 9 ºC. Lada war überhaupt nicht begeistert und ihr Kommentar -in einem Skigebiet zu wandern war eigentlich nicht meine Absicht.
Wie ein störrischer Esel bedurfte es einiger Überredung sie zu der Levada Wanderung zu überreden. Erstmalig wurden unsere Wanderschuhe aktiviert, Stöcke und Rucksack präpariert. Eingekleidet nachdem Zwiebel-Muster mit allem was wir hatten, ging es unter Gegrummel los.
Schilder weisen den Weg nach Rabaçal. Aber auch ohne diese zu beachten ist der Weg leicht zu finden. Fast zwei Kilometer mussten wir eine für Autos gesperrte Straße, die abwärts zu den wenigen Häusern von Rabaçal führt, in Kauf nehmen.
Die 30-minütige Wanderung zum Forsthaus durfte ich mir immer wieder Kommentare zum Thema Skigebiet und Wandern anhören. Erst nach und nach legte sich die Stimmung und die beeindruckende Natur konnte auch meine Angetraute umstimmen.
Nach etwa zehn Minuten öffnet sich der erste hübsche Blick in das Seitental des Ribeira do Alecrim, den wir queren.
Kurz vor den Häusern von Rabaçal zweigt dann ein Wanderweg links zum Forsthaus ab. Dort finden wir ein Hinweisschild zu den 25 Fontes und Risco.
Levada Wanderung zum Risco-Wasserfall
Wir wollen zuerst zum Risco-Wasserfall und bleiben auf dem Weg entlang der Levada. Fast eben, verläuft ein mit Naturstein gepflasterter Weg entlang der Risco-Levada.
Diese Levada Wanderung zum großen Risco Wasserfall ist ein „Spaziergang“ und gehört zum Pflichtprogramm jedes Madeira Urlaubers. Mit entsprechenden Besuchermassen muss man deshalb rechnen. Wir hatten aber Glück, wahrscheinlich hatte das Wetter doch einige abgehalten. Entlang der Levada geht ein leichter Weg bis zu dem Wasserfall. Selbst Urlauber der Fraktion Stöckelschuhe sind hier nicht überfordert. Überragenden Baumheiden und Lorbeerbäume schaffen eine märchenhafte Atmosphäre. Immer wieder plätschern kleine Bäche vom Hang herunter und werden in die Levada eingeleitet.
Am Ende des Weges kommt man zu einer Aussichtsplattform mit Blick auf den Risco-Wasserfall. Versuche, dem Wasserfall entlang der Levada noch ein Stück näher zu kommen, schlagen aber fehl. Der Durchgang ist nicht nur verboten, sondern auch mit einem Gitter versperrt. Zudem wirkt der nass tropfende Tunnel alles andere als einladend. Der Wasserfall selbst stürzt 100m eine glatte Wand hinab und ist ein beeindruckendes Erlebnis.
Die dicken, bettelnden Buchfinken auf der Ummauerung der Plattform finden aber mindestens genauso viel Bewunderer wie der Wasserfall selber. Nachdem wir einige Zeit das Naturschauspiel beobachtet hatten ging es zurück zu der Abzweigung 25 Fontes.
Levada Wanderung zu den 25 Quellen (25 Fontes)
Laut Beschreibung ist diese Levada Wanderung auf teils sehr engem Weg anspruchsvoller und erfordert Trittsicherheit und auch etwas Schwindelfreiheit. Wie sich nach und nach herausstellte ist die Beschreibung berechtigt.
Sehr viel Regen war in den letzten Tagen heruntergekommen, die Levadas waren deshalb bis an den Rand gefüllt. Auch die Wege waren immer wieder mit kleineren Teichen bedeckt. Jetzt waren wir froh, dass wir unsere Wanderschuhe hatten. Uns entgegenkommende, oft geführte Tour Gruppen, waren teilweise mit einfachen Turnschuhen ausgestattet. Nasse und kalte Füße dürften das Ergebnis sein.
Die Wanderung führte an zwei verschiedenen Levadas auf verschiedenen Höhen entlang. Zwischen den zwei Levadas wird der Höhenunterschied per Treppen überwunden. Die Wanderung führt teilweise über die sehr schmalen Begrenzungsmauern. Zwei Personen kommen dort nur mit Mühe aneinander vorbei. Alle kritischen Stellen sind aber hervorragend gesichert. Zum tiefsten Punkt auf 977 m Höhe sind wir rund 300m abgestiegen.
Das Ziel die 25 Fontes ist eine begründe mit Farnen bedeckte Steilwand wo kleinere und größere Quellen als kleine Wasserfälle in eine Gumpe hinabstürzen. Wir haben nicht gezählt ob es 25 sind, der Anblick ist aber beeindruckend.
Nachdem wir das Schauspiel einige Zeit genossen hatten, machten wir das, was alle Wanderer dort tun, ein kleines Picknick. Die Vogelwelt der Umgebung war sofort angelockt, die fetten Buchfinken warteten nur auf die beim Picknick herabfallenden Brotkrumen.
Der Rückweg zum Forsthaus über die schmalen Wege bzw. Mauern war angenehmer da uns am späten Nachmittag kaum noch Wanderer entgegen kamen.
Forsthaus Rabaçal
In Reiseführern fanden wir oft den Hinweis, dass bei dieser Levada Wanderung keine Einkehrmöglichkeit vorhanden ist. Die Aussage ist überholt.
Das Forsthaus Rabaçal mit der offiziellen Bezeichnung „Casa di obrigo do Rabaçal“ ist ein sehr schöner Ausklang der Levada Wanderung im Gebiet Rabaçal. Das Rabaçal Cafe hat einen schönen Gartenbereich, einen gemütlichen-geschmackvollen Innenbereich und eine ansprechende Karte. Leckerer Kuchen und der gute Kaffee machen das Forsthaus ebenfalls empfehlenswert. Hinzu kommt ein zügiger, herzlicher und aufmerksamer Service. Abgerundet wird das alles von der schönen Landschaft und das es nur für Wanderer erreichbar ist.
Gestärkt durch Kaffee und Kuchen machten wir uns dann auf den Rückweg zum Parkplatz. Die anvisierten 30 Minuten wurden etwas länger da die Füße schon müde waren.
Beim nächsten Mal würden wir für den Rückweg den Pendelbus zwischen Forsthaus und Parkplatz nutzen. Etwa alle 10 Minuten fährt dieser Bus.
Zurück am Parkplatz hatte sich dieser schon weitestgehend gelehrt, trotzdem mussten wir unser Auto suchen. Auf den letzten Metern zum Parkplatz hatte uns der Nebel voll eingehüllt und unser Auto gut versteckt!
Wetterphänomen Madeira, gerade noch im Nebel hatten wir 2 bis 3 km weiter Sonnenschein und die Bucht von Calheta lag in der Abendsonne vor uns. Zeit für einen Sundowner.
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