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Kolmannskuppe, Bahnverbindung war einmal

Lüderitz, Kolmannskuppe und Diaz Point

Auf unserer Rundreise durch Namibia hatten wir zwei Nächte in Lüderitz eingeplant, um die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Nach mehr als zwei Wochen Dürre und Wüste freuten wir uns endlich auf Wasser.


Lüderitz

Lüderitz liegt an einer natürlichen Bucht, geschützt durch die Lüderitz Halbinsel und durch die Haifisch-Insel. Neben dem Tourismus und Diamantenabbau leben die rund 12.000 Menschen (bis 20.000 je nach Quelle) hauptsächlich von der Fischerei, der Austernzucht und dem Hummerfang. Der Name Lüderitz basiert auf dem Kaufmann Adolf Lüderitz, welcher dem Nama-Häuptling Joseph Fredericks 1983 das Gebiet in der Hoffnung auf Bodenschätze abkaufte. Er hatte damit den Grundstein für Deutsch-Südwestafrika gelegt. Lüderitz wird deshalb auch als Keimzelle der deutschen Kolonialherrschaft bezeichnet. Der deutsche Einfluss ist an allen Ecken der Stadt deutlich zu erkennen.

Bei unserer Ankunft wurden wir mit kühlen 20 Grad und leichtem Wind empfangen. Es war der erste Tag, wo wir wärmere Sachen brauchten. In Lüderitz herrscht ein Klima mit wenigen Niederschlägen bei Tagestemperaturen, je nach Jahreszeit, zwischen 10 und  30 Grad. Küstennebel und stürmische Atlantikwinde sind zusätzlich Teil des harschen Klimas.

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, war es Samstag 16:00 Uhr und die Stadt lag wie ausgestorben vor uns. Der gewünschte Tourismus zur Belebung der Wirtschaft findet in der Realität wohl nicht statt. Wir hatten eher den Eindruck, in einer Filmkulisse gelandet zu sein.

Restaurants in Lüderitz

Es gibt in Lüderitz zwar einige Restaurants mit vielversprechenden Bewertungen, wir wurden aber in unserem Tatendrang ausgebremst. Samstag- und Sonntagabend sind fast alle Lokale geschlossen.
Nach einiger Recherche fanden wir das Portuguese Fishermann. Der Besitzer, ein ausgewanderter Portugiese, kümmerte sich proaktiv und dennoch unaufdringlich um uns, seine Empfehlungen sollte man nutzen. Der fangfrischer Thunfisch war köstlich. Das Personal ist sehr engagiert und nett. Alles in allem eine erfrischende Begegnung in einem sehr authentischen, kühl und nüchtern gehaltenen Ambiente. Uns hatte allerdings die Geschwindigkeit des Service gestört. Die Vorspeise war noch nicht vertilgt und schon wurde die Hauptspeise serviert, alles in Rekordzeit, trotzdem können wir das Lokal bezüglich seiner Qualität empfehlen.

Am zweiten Abend hatten wir vorsorglich im Penguin Restaurant im Nest Hotel reserviert. Das Ambiente eines Hotels ist zwar nicht unser Favorit, dafür überzeugte uns aber die Qualität und der Service. Austern und Salat mit scharfen Hähnchenstreifen als Vorspeise gefolgt von King klipp à la Nest und indischen Meeresfrüchte, da gab es nichts zu meckern. Der Preis ist zwar am oberen Ende angesiedelt, die Qualität und der Service rechtfertigen es aber.

Kolmannskuppe / Kolmanskop

Die „goldenen Jahre“ der nach dem Kaufmann Lüderitz benannten Stadt begannen 1908 mit dem Fund von Diamanten. Der einstige Prunk lässt sich in der Geisterstadt Kolmannskuppe, in afrikaans Kolmanskop vor den Toren von Lüderitz erahnen, wo der Wind den Wüstensand durch die Häuser bläst. Mit der Verlagerung des Diamantenabbaus in den Süden nach Oranje war es ca. 1960 schnell mit dem Prunk vorbei.
Gleich für den frühen Morgen hatte ich den Besuch von Kolmannskuppe geplant. Da am Sonntag nur eine Führung um 10:00 Uhr angeboten wird, konnte ich es langsam angehen lassen. Das Wetter tat sein übriges, nass und kalt zog der Nebel vom Meer herein, 12 Grad bei angesagten maximal 16 Grad waren nicht gerade einladend. Nach einem kräftigen Kaffee und ausgiebigen Frühstück war zwar mein Body auf Touren gekommen, der Nebel wollte aber nicht weichen. Lada beschloss deshalb, dies sei ein Ausflug nur für mich.

Dick verpackt kam ich kurz vor 10:00 Uhr am Gate an, zahlte den Eintritt und parkte auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude, in dem sich Café, Souvenirshop, Festhalle und Kegelbahn befinden. Es waren noch nicht viele Leute vor Ort, als aber eine größere deutsche Reisegruppe ankam, ahnte ich schlimmes. Die in deutsch angebotene Führung war deshalb mit rund 40 Teilnehmern nicht zu gebrauchen, weshalb ich mich der englischen Führung mit etwa 10 Personen anschloss.

Der Führer war zwar informativ, aber leider unengagiert und die Sonne war wohl der Meinung, sie müsse sich ihm anschließen und kämpfte weiter mit dem Nebel. Beeindruckt war ich von dem Lebensstil unsere Landsleute. 30 deutsche Familien mit ihren 44 Kindern lebten dort in Saus und Braus. Die rund 800 einheimischen Arbeiter lebten dagegen 300 m entfernt in einfachen Baracken. Die Gebäude zeugen noch heute vom Prunk der damaligen Tage. Nun leben nur noch Schlangen, Skorpione und sonstiges Getier in den Ruinen, welche speziell bei Fotografen als Lost Places beliebt sind.
Um 11:00 Uhr hatte ich Glück, ein frischer Wind greift in den Kampf zwischen Sonne und Nebel ein und vertreibt das kühle Nass. Auch die große Reisetruppe, von ihrem Führer zum Aufbruch angetrieben, verschwindet und es kehrt Ruhe ein. Fotos ohne störende Elemente waren dann möglich.

Lüderitz Halbinsel

Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch menschenleere Straßen waren wir uns einig, ohne Leben fehlt jegliche Attraktivität, dann doch lieber in die Einsamkeit zu der Lüderitz Halbinsel. Sie ist ein Naturschutzgebiet mit kleinen Buchten, unberührten Stränden und schönen Lagunen, an denen es u.a. Flamingos zu sehen gibt. Es sind zwar nur knapp 22 Kilometern bis zu dem stets windumtosten Diaz Point, für den Ausflug hatten wir reichlich Zeit eingeplant. Die Piste ist ruppig, lohnt aber wegen ihrer spektakulären Ausblicke und der Vielzahl von einsamen Buchten.

Picknick an der Messemb Bay

Die einsamen, östlich gelegenen Buchten sind herrliche Plätze und laden zum Verweilen ein. Bei unserem Besuch am späten Mittag waren wir die einzigen Besucher und konnten die Landschaft, das Meer und die Vögel genießen. Bei einem Gläschen kühlen Rose und Leckereien aus unserem Vorrat war die Messemb Bay der ideale Picknickplatz. Unser Vorhaben ein frisches Bad zu nehmen gaben wir aber schnell auf. Durch den kalten Benguelastrom liegen die Wassertemperaturen nur zwischen 10 und 16 Grad, nichts für Warmduscher. Fische lieben jedoch das kühle, nährstoffreiche Wasser und sorgen für eine gute Einnahmequelle der Fischer.

Diaz Point

Der Diaz Point an der Spitze der Halbinsel erinnert an den portugiesischen Seefahrer Bartolomeu Diaz  welcher 1487 hier, als erster Europäer an Land ging und eines seiner mitgebrachten steinernen Kreuze für die portugiesische Krone errichtete. Eine Nachbildung ist heute dort zu sehen. Laut Reiseführer erreicht man die Spitze über einen Holzsteg, leider stehen davon nur noch Fragmente. Der Wind und die Wellen haben den größten Teil mitgenommen. Zu unserem Glück war Ebbe und der Wellengang mäßig und wir konnten trockenen Fußes den Aussichtspunkt erklimmen.
Tipp: Wer einen Besuch plant, sollte sich unbedingt den Gezeiten-Kalender anschauen, ob die Brücke je wieder errichtet wird steht in den Sternen!

 

Abschied von Lüderitz im Garden Cafe

Vor unserer Weiterreise am Montag Richtung Fish River Canyon statteten wir noch dem Garden-Café einen Besuch ab.  Wir wollten das Frühstück in dieser einzigartigen Atmosphäre genießen. Als wir um 8:00 Uhr dort eintrafen hatten wir Glück, es wurde gerade geöffnet. Das Garden-Café ist von außen eher unscheinbar, aber von innen ein wunderschönes Café, es ist der Hit! Im sonst eher kargen Lüderitz eine echte Oase. Man kommt rein und will nie wieder raus. Diese ruhige & gemütliche Atmosphäre inmitten von tropischen Pflanzen und Tieren, in Kombination mit dem sensationellen Kaffee & Kuchen, nimmt jeden in seinen Bann. Ein schöner Abschied von Lüderitz und jedem zu empfehlen.

Weiter geht es zur Alte Kalköfen Lodge….

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Alle Berichte der Rundreise sind auch unter dem Schlagwort Namibia 2019 verfügbar.

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