Ein Traum sollte wahr werden, ein Törn im Saronischen Golf. Für Anfänger welche noch nie den Fuß auf eine Yacht gesetzt hatten gab es da einiges zu erleben und zu berichten.
Inhaltsverzeichnis
Lebe Deine Wünsche
Jeder hat seine Wünsche und Träume. Ein Traum für mich war, am Steuer eines Schiffes, über die Meere zu segeln. Flüsse, Seen und auch das Meer mit dem Element Wasser waren stetige Begleiter meines Lebens. In der Jugend das Kajakfahren, später das Surfen und das Katamaran segeln. Lehrjahre auf dem Wasser, unter extremsten Bedingungen, mit manch blauen Flecken lehrten mich den Respekt vor Wind und Wetter. Was fehlt war die Realisierung des Traumes Segeln in Form des Fahrtensegelns. Dann, es war im Jahre 1998 der Anruf eines Freundes: –Du hast doch immer davon gesprochen ein Segeltörn sei dein Wunsch. Mehr bedurfte es nicht und schon war ich Feuer und Flamme. Ich bin dabei! Wie sich später herausstellte hatten auch andere aus meinem Flecken den Traum vom Segeln. Einer war ausgefallen, sein Pech, mein Glück. Die Planung stand schon, ein Geschäftsfreund in Athen hatte Schiff und Skipper besorgt. Eine Woche sollte für den Anfang reichen um uns in die Materie einzuführen. Seekrankheit, wüste Geschichten von Monsterwellen und Tsunamis und sonstiges Seemannsgarn ließen uns vorsichtig an die Geschichte herangehen.
Törnübersicht Saronischer Golf
Kalamaki –Tor zu Ägäis
Müde, nach einem Frühflug, traf uns die Hitze der Megametropole Athen recht unvorbereitet, dies sollte aber unseren Tatendrang keinen Abbruch tun. Im Reiseführer fand ich später den Hinweis: Die geographische und meteorologische Situation von Athen, eingerahmt von Bergen im Norden, Westen und Osten, bringt oft sehr heiße und trockene Sommer. Es war sehr heiß, Tendenz über 40 Grad im Schatten und damit für uns Nordlichter einfach zu viel. Treffpunkt mit unserem griechischen Freund Panos war die Marina Alimos in Kalamaki, Stützpunkt vieler Yachtcharter. Nach südländischer Zeitrechnung fanden wir unseren Freund und auch die Yacht, aber oh Schreck der Skipper war aus unbekannten Gründen ausgefallen. Der für uns Landratten wichtigste Teil des Urlaubs war nicht aufzutreiben. Griechisches Organisationstalent, Geduld und Gleichmut waren gefordert um einen Ersatz aufzutreiben. Am frühen Nachmittag war es geschafft und ein neuer Skipper angeheuert. Georg, er sollte für die nächsten Tage unser Garant für eine gelungene Segelwoche werden. Ohne jede Hektik, zumindest bei Georg, verstrichen weitere Stunden bis alles geregelt und das Schiff und die Mannschaft mit dem notwendigsten versorgt war. Endlich, wir konnten es kaum glauben, es war schon später Nachmittag, Leinen los, wir stechen in See. Die Route Saronischer Golf, mit kleinen Tagesetappen, hatte uns Georg vorgeschlagen. Wir verlassen uns auf seine Erfahrung, er wird’s schon wissen! Unser erster Törn im Saronischen Golf beginnt.
Ägina die Pistazien Insel
Nach einer ruhigen Überfahrt ohne Wind und Wellen nur unter Motor haben wir den Moloch Athen hinter uns gelassen, das Schiff kennengelernt, die wichtigsten Unterweisungen bekommen. Meine drei Freunde Eberhard, Hans und Bernd sind Neulinge in Griechenland und neugierig was uns erwartet. In der Dämmerung erreichen wir Ägina. Die Insel ist ca. 83 Quadratkilometer groß und von vulkanischem Ursprung. Um der Hektik und dem Smog der Großstadt zu entfliehen, setzen sich viele Athener am Wochenende auf eine der vorgelagerten Inseln ab. Entsprechend lebhaft geht es während der Hochsaison auf Ägina zu. Von dem quirligen Hafen führt ein Gewirr von Gassen in die Altstadt. Wir sind froh, dass Georg mit seiner Ortskenntnis uns sicher zu einer urigen Taverne führt, wo wir bei reichlich griechischem Wein und den beliebten kleinen Vorspeisen (Mezes) unseren ersten griechischen Abend genießen. Geschafft vom langen Tag und der Unmenge neuer Eindrücke (und vom Wein) fallen alle in die Koje um sich von den Wellen in den Schlaf schaukeln zu lassen. Die warmen Strahlen der Morgensonne lockt selbst die größte Schlafmütze unter uns aus den Federn. Frisches Brot vom Bäcker um die Ecke, ein starker Kaffe und für einige die Morgenzigarette lässt die Lebensgeister erwachen. Die Hafenpromenade und die engen Gassen sind bereits voller Geschäftigkeit. Ägina wird oft als Pistazien-Insel bezeichnet, hier am Hafen sieht man warum. Nach offiziellen Quellen werden in Griechenland jährlich an die 10.000 Tonnen Pistazien aus Ägina konsumiert. Nachdem alle mit höchstem Sonnenschutzfaktor versehen sind, ihren griechischen Kaffee (Mokka) im Kafenion zu sich genommen haben gilt es den Anker zu lichten.
Tipp: Mittelpunkt der griechischen „Männerwelt“ ist das Kafenion. Dabei handelt es sich meist um schon ziemlich alte Cafés, die häufig sehr spartanisch eingerichtet sind (alte Holz-Klappstühle, Holztische und ein kleiner Tresen). Fast in jedem Dorf findet man mindestens ein Kafenion. Griechische Frauen wird man in einem Kafenion nur selten antreffen. Trotz der Liberalisierung ist das Kafenion bis heute eine Männerdomäne geblieben.
Palea Epidavros
Nach dem Trubel auf Egina ist unser Abstecher auf die Festlandsküste ein eintauchen in die Ruhe. Palea Epidavros (auch Palaia Epidavros oder Archaia Epidavros) ist das Tagesziel. Unser Boot, eine Athena 44, ist uns inzwischen vertraut, die vielen versteckten Stauräume gefunden und alles hat seinen Platz. Vier Kabinen, zwei WC mit Dusche bei 1,95m Tiefgang liefert reichlich Platz für 5 Personen. Einzig die winzige Skipper Kabine im Vorschiff ist definitiv nicht zumutbar. Palea Epidavros ist ein vom Massentourismus unberührtes Fischerdorf, etwa 60 km südlich von Korinth, an einer reizvollen Bucht an der Küste des Saronischen Golfes auf der Peloponnes gelegen. Bis zur berühmten Heilstätte Epidauros sind es ca. 13 km. Die zwei Autostunden nach Athen sind gerade weit genug, deshalb konzentriert sich das Interesse der Athener wohl mehr auf die vorgelagerten Inseln.
Hydra -Transportmittel Esel
Nach 33 sm bei besten Wetterbedingungen, aber leider kaum Wind, liegt Hydra vor uns. Diese Insel ist die wahrscheinlich eindrucksvollste Insel im Saronischen Golf. Die nur 12km lange und ca. 5 km breite Insel ist das Touristenziel schlechthin. Mit ihren Sehenswürdigkeiten lockt sie Tagestouristen und Segler, so wie das Licht die Motten. Der kleine Hafen kann die Masse von Schiffen kaum fassen. Wer spät kommt muss sich mit einem Platz in der zweiten Reihe begnügen. Die Einwohner tun alles um den Reiz der Insel zu erhalten. Der gesamte Transport auf der Insel wird mithilfe von Eseln erledigt. Nur die Feuerwehr und die Müllabfuhr dürfen Kraftfahrzeuge nutzen. Hotelanlagen, Diskotheken, Satellitenschüsseln und selbst Plastikstühle sind verboten. Es wird alles getan um das Flair einer unberührten Insel zu bewahren. Wer in den Naturhafen einläuft hat einen herrlichen Ausblick auf die in den Hang geschmiegten Kapitänshäuser. Diese früher von wohlhabenden Kapitänen errichteten Häuser werden noch heute von den Nachkommen oder von wohlhabenden Athenern bewohnt. Hydra gelangte zu seinem Namen, als sie noch eine sehr wasserreiche und fruchtbare Insel war. Heutzutage ist Wasser Mangelware, jeden Tag kommt ein Schiff, das Trinkwasser liefert. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die schmalen Gassen zieht es uns unweigerlich zurück zur Hafenpromenade. Die Masse der Tagesgäste hat inzwischen die Insel verlassen, es kehrt Ruhe und Beschaulichkeit ein. Segler und einige wenige Übernachtungsgäste finden reichlich Platz in den schmucken Tavernen. Die untergehende Sonne taucht das ganze Ambiente in zarte Pastelltöne, hier lässt es sich gut sein.
Georg unser Skipper hat wie immer einen Geheimtipp, Essen und Trinken sind hervorragend, die Preise auch! Hydra, beliebter Platz gut betuchter Athener, ist einer der teuersten Plätze in der Region. Die Immobilienpreise können sich locker mit den Topadressen in Athen messen.
Ankersalat als Frühsport
Bereits früh am Morgen herrscht reges Leben in dem kleinen Hafen, es gibt wie immer unruhige Geister, welche in aller Frühe aufbrechen. Normalerweise kein Problem, anders in Hydra. Hier, wo in mehreren Reihen geankert wird und wegen der Enge im Hafen, reichlich Anker auf engstem Raum liegen ist nun das große Fischen angesagt! Anker warten nur darauf einen dicken Fisch (Ankerkette des Nachbarn) aus dem Wasser zu zerren. Der Ankersalat gehört hier einfach dazu. Manche Crew hat Glück und kann mit etwas Geschick, das Problem selbst lösen. Für die schwierigeren Fälle, dazu gehörte auch unser Boot gibt es die lokale Lösung. Ein grauer Rauschebart im kleinen Ruderboot kreist im Hafen um die Ankerknäuels zu lösen. Ein nicht ganz kleines Bakschisch ist Lohn seiner Mühe. Da hat einer eine Marklücke entdeckt. Die Kundschaft ist ihm immer sicher und nach zwei Stunden darf er sich von der Anstrengung im Kafenion erholen!
Spetses –Gewürzinsel
Spetsai auch Spetses geschrieben ist der äußerste Zipfel unseres Wochentörns. Die kurze Entfernung nutzen wir zu einem ausgiebigen Badestopp in einer unberührten Bucht, an der Festlandsküste. Badespaß für alle oder das Sonnenbad für Grillfleischanwärter steht an. Aus den frisch gekauften Zutaten wird ein griechischer Salat à la KK (mein Spitzname) gezaubert und zusammen mit dem wohl temperierten Rose Wein können alle Schleckermäuler befriedigt werden. Selbst Bernd wird bedacht und bekommt eine Extraportion –ohne Zwiebel. Mit Eberhard hab ich‘s leichter, er pickt die Oliven raus und verteilt sie an den Rest der Crew. Positiv muss hier vermerkt werden, dass inzwischen auch die Verköstigung des Smutjes funktioniert! Essen wird erst zubereitet wenn als Köder für KK ein gekühlter Rose Wein bereit steht. Die Zeit verrinnt und Georg drängt zum Aufbruch, wie sich später herausstellt mit recht. Die besten Liegeplätze im südlichen Zipfel der Bucht sind schon belegt, kein Problem für einen erfahrenen Skipper. Eine kleine Lücke für eine Minijolle hat er auserkoren. Die Ankerlieger sind zwar nicht erfreut, nach kurzer Diskussion lösen sie jedoch ihre Festmacherleinen um Raum für uns zu schaffen. Wie ein Boxauto auf der Kirmes drängt George unser Boot in die Lücke. Spetsai mit seinen 7 x 4 km Ausdehnung hat seinen Namen aus der Zeit, als die Insel von Venedig kontrolliert wurde und die Insel „Isola delle spezie“ hieß, was so viel wie Insel der Gewürze bedeutet.Der alte Hafen und Spetses laden zu Spaziergängen durch den Ort ein. Autoverkehr ist auf dieser Insel verboten, Motorräder leider nicht. Die Uferpromenade wird von den Halbstarken gerne zur Bühne ihrer Fahrkünste umfunktioniert. Unser Liegeplatz, bestens geschützt vor Wind und Welle konnte uns leider auch nicht vor der Beschallung der Discos bewahren. Lautstark durften wir Folklore und Discomusik genießen. Wohl dem, der Ohrenstöpsel im Reisegepäck hatte.
Törn im Saronischen Golf, ab Ermioni gehts heimwärts
Die Woche ist einfach zu kurz, die Zeit verrinnt wie im Fluge. Das erste Mal in der Woche kommt der Gedanke an den Alltag zu Hause hoch, klar die Halbzeit ist vorbei! Von der Insel haben wir wieder zum Festland des Peleponnes gewechselt. Ermioni, die nette kleine Hafenstadt an der „Daumenspitze“ des Peloponnes ist unser Tagesziel. Ermioni ist für viele das „Sprungbrett“ nach Hydra. Von hier fahren regelmäßig die „Flying Dolphins“ nach „Klein England“, wie die Griechen die Insel Hydra scherzhaft nennen. Ermioni hat aber durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient. Der Ort erstreckt sich auf einer langen Halbinsel, wobei die östliche Seite die pulsierende ist mit Hafen, Parkplatz und Geschäften und die westliche die gemütliche mit den Tavernen. Nach einem Rundgang und dem Besuch einer der Tavernen geht es über den „Berg“ durch die Altstadt zurück zum Hafen.
Poros –endlich Wind
Bei mittleren Winden können wir heute Segeln. Leider ist dies die Woche zu kurz gekommen. Teilweise lag es am Wind, manchmal aber auch daran, dass unser Skipper das Risiko minimieren wollte und lieber den für ihn stressfreieren Weg des Motoren‘s wählte. Bei unserer Crew teilweise verständlich, aber nicht unbedingt unsere Vorstellung eines Segeltörns!
Wir genießen die Ruhe und Atmosphäre und sind uns im Klaren, bei Wiederholung werden wir unser Wünsche und Anforderungen an einen Skipper besser kommunizieren. Da Georg, ein echter Grieche, kein Deutsch sprach und wir nur in Englisch mit ihm kommunizieren konnten war dies ein zusätzliches Handicap. Das Segeln auch zusätzliche Risiken bedeutet konnten wir an diesem Tag erfahren. Die Rollanlage des Vorsegels hatte sich verklemmt und es bedurfte einiger Bemühungen um sie wieder flott zu kriegen. Nach 31 sm mit Zwischenstopp an einer einsamen Badebucht erreichen wir am späten Nachmittag Poros. Unser Liegeplatz direkt an der hübschen Uferpromenade, mit Blick auf die vielen alten gut erhaltenen Häuser, erfreut uns durch sein malerisches Aussehen. Die Insel ist durch einen nur 300 Meter breiten Kanal von der peloponnesischen Küste getrennt und ein beliebtes Ausflugsziel der Athene. Da Poros leicht mit den regelmäßig verkehrenden Fähren und Tragflügelbooten von Piräus aus zu erreichen ist geht es an den Wochenenden und in der Hauptsaison rege zu. Abseits vom Rummel, im hinteren Ortsbereich kennt Georg eine Taverne wo man für gutes Geld auch gutes Essen bekommt. Die Nähe von Athen und der damit verbundene Touriansturm hat das Preisgefüge auf der beliebten Insel ansonsten längst an Athen angepasst!
Törn im Saronischen Golf zwischen Ägina und Kalamaki
Am letzten Tag unseres Törns erreichen wir die Ausgangsinsel Ägina. Wir wollen erst am nächsten Morgen in aller Frühe zur Marina Alimos in Athen zurückkehren. Alle waren sich einig, besser noch einen Abend auf der Insel als in den Glutofen Athen. Den Abschied von Georg, dem Boot und den griechischen Insel feiern wir mit reichlich Wein in der uns bereits vom ersten Abend bekannten Taverne. Der Knoblauchkonsum der Woche, reichlich in jedem Essen zu finden, wird uns sicherlich als besonderes Parfüm nach Hause begleiten. Weinselig fallen alle in die Koje und träumen von Segeltörns der Zukunft. Leider war die Nacht kurz, der Kater blieb nicht aus, aber Georg ist hart mit uns und startet bereits um 5 Uhr die Maschine. Unglaublich aber wahr, wir müssen heim und der Wind frischt auf. Die ganze Woche Schwachwind und nun eine stramme Brise aus Nordost, der typische Meltemi. Leider genau aus Richtung Kalamaki. Da die Zeit knapp bemessen ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als unter Motor gegen die Welle rund 4 Stunden anzukämpfen. Dass ein solcher Kurs den noch vom Vorabend angegriffenen Magen belastet musste unser Bernd erfahren. Zusätzlich wollte er noch eine Mütze Schlaf in seiner Koje nachholen! Das konnte nicht gut gehen. Am letzten Tag noch seekrank! User Reisegepäck zusätzlich gefüllt mit Erlebnissen, neuen Eindrücken und Erfahrungen schleppen wir noch rechtzeitig zum Flughafen. Das werden wir nicht so schnell vergessen, dass wollen wir wiederholen und erweitern. Nach nur einer Woche sind wir uns schon längst einig –dies war nicht der letzte Törn, wir haben Blut geleckt.
Tag | Von / Nach | GEO | Strecke |
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1 | Anreise Athen -Hafen Kalamaki, Alimos MarinaÄgina | 37°54,7’N 023°42,3’E37°44,6’N 023°25,7’E | 24 sm |
2 | Palaia Epidavros | 37°38,2’N 023°09,5’E | 20 sm |
3 | Hydra | 37°21,1’N 023°27,9’E | 33 sm |
4 | Spetses -Ormos Baltizas | 37°15,5’N 023°10,0’E | 18 sm |
5 | Hafen Ermioni | 37°23,2’N 023°14,9’E | 19 sm |
6 | Poros | 37°30,2’N 023°27,3’E | 31 sm |
7 | Ägina | 37°44,6’N 023°25,7’E | 21 sm |
8 | Marina Kalamaki Abreise | 37°54,7’N 023°42,3’E | 26 sm |
Gesamtstrecke über Grund | 192 sm | ||
Skipper: Georg Crew: Bernd, Eberhard, Klaus, Hans |
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