Vom Ugab-Tal geht unsere Rundtour durch Namibia nun Richtung Süden mit dem nächsten Ziel Ai-Aiba Lodge im Erongogebirge. Für diese Strecke hatten wir drei Alternativrouten recherchiert. Die gelbe Route ist zwar die kürzeste Strecke (175 km) und scheint auch reizvoll zu sein. Am Anfang muss aber ein abseits gelegener Trail mit 25 km Länge durchs Ugab-Tal bewältigt werden! Alleine war uns das Risiko zu heikel.
Die rote Route mit 228 km ist wahrscheinlich die Strecke mit den besten Pistenverhältnissen, erschien uns aber unattraktiv.
Letztendlich entschieden wir uns als Kompromiss für die grüne Route D2351/D2344 über Omaruru. Eine Route von 200 km auf abseits gelegenen Strecken.
Die Fahrt führte durch kaum befahrene eintönige Landschaft. Unsere Definition der Route: „Pad der Gatter“. Innerhalb einer Stunde sahen wir kein Auto und keine Menschenseele, dafür gab es Gatter ohne Ende. Geschätzte 15 Gatter durfte ich als Beifahrer an dem Tag öffnen und schließen. Ein „Pad Schrapper“, wie man im Südwester Jargon zu der Maschine sagt, fräste und walzte die Pad, und schon war alles wieder glatt. Begleitet von einer riesigen Staubfontäne sorgte der Schrapper für eine gut zu befahrende Gravel Road.
Erst kurz vor dem Erongogebirge änderte sich das Landschaftsbild. Das Erongogebirge mit seinen surrealen Landschaftsformen und riesenhaften, im Sonnenlicht rötlich leuchtenden Granitblöcken, faszinierte uns aufs neue. Bei unserem letzten Besuch waren wir schon begeistert und konnten uns auch diesmal kaum satt sehen.
Einen kleinen Zwischenstopp in Omaruru nutzen wir um Handfeger und Kehrschaufel zu besorgen, die Ladefläche unseres Hilux hatte sich inzwischen zu einem Sandkasten entwickelte. Der Ort selber machte einen sehr gepflegten Eindruck und das Angebot des Supermarktes war gigantisch.
Ai-Aiba Lodge
Bereits um 14:00 Uhr erreichten wir die Ai-Aiba The Rock Painting Lodge. Ai Aba liegt zusammen mit einigen anderen Lodges im wunderschönen Erongo Wilderness Park. Das Gebiet mit seinen vielen uralten Felszeichnungen lässt sich am besten zu Fuß erkunden! Auf eigene Faust ist dies auf Ai-Aiba leider nicht mehr möglich, das Management will unbedingt seine geführten Touren verkaufen. Früher war es wohl möglich selber durch das Gebiet zu wandern, die Einschränkung „nur mit Guid“ hat uns sehr gestört. Bei unserer letzten Tour in dieser Gegend hatten wir auf der Ameib Ranch die Gegend um Bullsparty als fantastische Wandergegend erlebt und würden deshalb im Wiederholungsfall lieber eine Lodge mit solchen Möglichkeiten vorziehen.
Die Lodge selber liegt sehr schön am Fuße der Felsen. Unser Bungalow Nr. 3 war groß aber etwas lieblos eingerichtet. Der Barbereich und „Speiseraum“ ist jedoch hübsch, im afrikanischen Stil gehalten. Der Pool ist sauber und ansprechend. Man hat von dort einen sehr schönen Blick aufs Erongogebirge. Frühstück und Abendessen waren gut, der Service freundlich und zuvorkommend.
Geplant war für den Nachmittag eine Wanderung zu den San, was wegen der Einschränkungen zu Fuß nicht möglich war. Lada war dies nur recht, sie wollte den Pool genießen und faulenzen. Mein Tatendrang war jedoch noch nicht gestillt, weshalb ich mich entschloss die Nachmittagssonne zum Besuch der San zu nutzen.
San Living Museum
Seit 2008 kann das Lebende Museum der Ju/’Hoansi-San (auch Buschleute genannt) auf der Farm Omandumba besucht werden. Mit dem Auto ist dies von Ai-Aiba ein Katzensprung, rund 2,5 km zurück auf der Zufahrt Ai-Aiba zweigt ein Weg zu den San ab. Das Buschmann-Dorf befindet sich auf dem Gelände der Farm Omandumba. Die Anfahrt ist gut ausgeschildert und leicht zu finden. Am Parkplatz wurde ich freundlich begrüßt und meiner Bitte nach einer Führung gerne entsprochen. Erfreulicherweise war ich der einzige Besucher und wurde von zwei San auf einen Buschspaziergang zu den Felsmalereien geführt.
Ich hatte dabei Glück und Pech. Alle paar Monate wechseln die Familien in dem Lebenden Museum. Da für den nächsten Tag nach 4 Monaten ein Wechsel anstand, war mir der Blick in das Leben der Familie vermutlich wegen der Aufbruchstimmung verwehrt. Andererseits hatte ich Glück, dass am späten Nachmittag für mich noch eine Führung organisiert wurde, leider nach dem Motto schnell und oberflächlich. Engagement ist etwas anderes.
Hinweis: Im Erongo gibt es tausende Felsmalereien. Die Malereien und viele archäologische Funde zeigen, dass dort vor langer Zeit die San lebten, jagten und ihre Spuren hinterließen. Durch Kolonisierung und Konflikte mit anderen Kulturgruppen wurden die Buschleute schon vor langer Zeit aus diesem Gebiet vertrieben. In dem Lebenden Museum wird den San jedoch die Chance geboten ihre Kultur zu präsentieren und ein Einkommen zu erzielen. Die San, welche inzwischen in der Kalahari leben, wechsel sich alle 3 Monate ab, damit mehrere Familien davon profitieren.
Trotz der Einschränkungen war der Eintritt von 170 N$ sein Geld wert, es war eine persönliche Führung in einer beeindruckenden Landschaft im Licht der untergehenden Sonne. Das Farbspiel der Felsen und die Felszeichnungen waren formidabel.
Ich hoffe, du hast Freude an den Berichten und wirst mich weiter begleiten zur nächsten Station unserer Reise in das Hochland der Namib.
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Alle Berichte der Rundreise sind auch unter dem Schlagwort Namibia 2019 verfügbar.
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